Die Fachschaft Geschichte
Diesen Gedanken sehen wir Lehrer der Fachschaft Geschichte als Leitspruch für unsere Arbeit.
Um unsere Gegenwart zu begreifen, müssen wir in die Vergangenheit schauen. Um Handlungen, Ziele, Träume und Wünsche der Menschen zu verstehen und gestalten zu können, müssen wir wissen, wo unsere Wurzeln liegen, unter welchen Bedingungen wir uns entwickelt haben, welche Probleme es gab, in Deutschland, in Europa und in der Welt.
Dies ist kein leichter Weg. Jahrtausende haben die Menschen auf ihm bereits zurückgelegt. Oft gab es Rückschläge, immer wieder Kriege. Wir Deutschen haben gerade unter diesem Aspekt eine ganz besondere Rolle gespielt und müssen uns dieser Vergangenheit bewusst sein.
In Thüringen ist die besondere Rolle des Faches Geschichte in der Verfassung festgeschrieben und daher auch im Lehrplan umgesetzt. Von der Klasse 6 bis zum Abitur begleitet Geschichte den Alltag der Schüler, kann in der Sekundarstufe II nicht abgewählt werden. Je nach Eignung, Interesse und zukünftigem Berufswunsch können sich die Schülerinnen und Schüler in der Klassenstufe 10 für einen Kurs mit erweitertem Niveau und damit vier Wochenstunden, oder für einen Grundkurs mit zwei Wochenstunden entscheiden.
Wir Fachlehrer sehen unsere Aufgabe darin, die anspruchsvollen Anforderungen, die sich aus dem Umgang mit Geschichte ergeben, so aufzubereiten, dass alle Schüler damit umgehen können, ihre eigenen Schlussfolgerungen ziehen.
Wir wollen Interesse am Fach wecken, Ziele setzen und deren Erreichen fordern, diskutieren und Schlussfolgerungen abverlangen und immer wieder Fragen beantworten.
Gemeinsam arbeiten, gemeinsam nach Lösungen suchen und dabei die Geschichte so sehen, wie sie abgelaufen ist: farbenprächtig, einmalig und oft auch faszinierend, diese Prämissen begleiten uns. Dabei gibt es immer wieder Möglichkeiten, besondere Leistungen der Schüler in den Geschichtsprojekten des Landes oder des Bundes einzureichen und damit öffentlich zu machen.
Eine Führung auf, in und unter der Zitadelle Petersberg in Erfurt (10.12.2019)
Eine Stadtfestung auf dem Gelände eines früheren Benediktiner-Klosters
Die geheimnissvollen Horchgänge der Festung
(10.12.2019/BC)
...eine unvergessliche Reise
Am 30.09.2019 um 5 Uhr morgens ging es endlich los. Alle Schüler des Jahrgangs A21, die sich für die Studienfahrt nach Krakau entschieden hatten, saßen mit den Lehrerinnen Frau Arnold und Frau Eckert und dem Schulleiter Herr Nazareth fertig zur Abfahrt im Bus. In den folgenden vier Tagen wollten wir den Spuren jüdischen Lebens in Krakau folgen und uns vor allem mit den Umständen und Schicksalen der Menschen im Konzentrationslager Auschwitz auseinandersetzen.
Knapp 570 km bis nach Breslau, unserem Zwischenstopp, lagen nun vor uns. Gegen Mittag erreichten wir unser vorläufiges Ziel, an dem wir zwei Stunden Zeit hatten, um uns die wunderschöne Stadt anzusehen. Nach weiteren zwei Stunden Fahrt trafen wir in Oswiciem, Auschwitz, ein. Als letzten Programmpunkt des ersten Tages sahen wir gemeinsam den Film „Schindlers Liste“ an, der uns auf unsere Exkursion in die Gedenkstätte Auschwitz vorbereitete.
Eingangstor des Stammlagers (Konzentrationslager Auschwitz)
Am Dienstagmorgen nahmen wir an einer vierstündigen sehr informativen, beeindruckenden und schockierenden Führung durch das Stammlager teil, deren Informationen und Bilder wir bis heute noch nicht vollständig verarbeiten können.
Im Anschluss teilten wir uns in zwei Gruppen für die folgenden anderthalbstündigen Workshops, in denen wir uns mit den jüngsten Opfern, den Kindern im Konzentrationslager beschäftigten. Wir bekamen eine Vielzahl von Texten aus dem Archiv, in denen viele verschiedene Schicksale von Kindern beschrieben wurden. Diese Berichte hinterließen bei vielen einen tiefen Eindruck, da gerade die Schicksale dieser jungen, unschuldigen Menschen unbegreiflich sind. Häufig wurden die Kinder ihren Familien entrissen, waren völlig auf sich allein gestellt und selbst jene wenigen, die die Befreiung erlebt hatten, starben in den Folgewochen, weil ihr Immunsystem einfach viel zu schwach war, um solche Verhältnisse zu überleben. Nach diesem langen und sehr bedrückenden Tag, welcher uns alle zum Nachdenken anregte und uns noch sehr lange, auch heute noch beschäftigt, ging es zurück ins Hotel, um auszuruhen und zu versuchen, die Erlebnisse und Erfahrungen zu verarbeiten.
Nach einer kurzen Nacht begaben wir uns am Mittwoch in das Vernichtungslager des KZ Auschwitz - Auschwitz Birkenau, dessen Toreingang mit dem Turm und der Eisenbahnschiene – ein Symbol der Grausamkeit - den meisten bekannt war. Auch dieser Besuch begann mit einer vierstündigen Führung und die Fakten, die uns währenddessen erzählt wurden, schockierten uns noch weitaus mehr als jene vom ersten Tag. Die Dimensionen des Lagers waren einfach unglaublich und die Geschehnisse wirkten so abstrakt, als kämen sie aus einem Film. Allein dieses „Außenlager“ besaß vier Gaskammern, welche rund um die Uhr in Betrieb waren. Und die Lebensbedingungen der Inhaftierten waren katastrophal: so mussten in einem Pferdestall, der für 400 Menschen ausgelegt war, bis zu 1000 Menschen hausen.
Gedenkstein am Mahnmal
Zwischendurch legten wir am deutschen Gedenkstein des Mahnmales Blumen nieder und gedachten der Opfer des Holocaust. Es ist schlichtweg unmöglich, sich vorzustellen, dass dieses Vernichtungslager nochmals um das Doppelte wachsen sollte, oder dass Menschen diese Hölle überleben konnten. Im Anschluss an die Führung besuchten wir wie am Vortag einen sehr aufschlussreichen Workshop, in dem wir uns mit den Tätern, der SS und deren Angehörigen beschäftigten. Dabei stellten wir anhand von Briefen der Kommandanten fest, dass die meisten von ihnen keinerlei Mitleid mit den Häftlingen hatten, viele sogar jede Chance nutzten, um den Häftlingen das Leben noch schwerer zu machen. Generell sind das Museum und das Archiv der Gedenkstätte sehr gut aufgearbeitet und sehr informativ. Wir wären am liebsten noch eine Weile im Archiv geblieben, um noch mehr zu erfahren, aber uns führte die Reise nun nach Krakau. Nachdem wir dort unsere Zimmer im Hotel bezogen hatten, brachen wir in das knapp 45 Minuten entfernte Stadtzentrum auf. Unsere Wege trennten sich dort und wir gingen in den verschiedensten Restaurants essen. Zuletzt hat ein Teil von uns zusammen mit den Lehrern den restlichen Abend in einer Jazz-Bar genossen.
Für den nächsten Tag stand ein Stadtrundgang auf dem Programm. Dabei erfuhren wir einiges über das jüdische Leben und das jüdische Viertel Kazimierz in Krakau. Wir besuchten eine aktive Synagoge, in der gerade Gläubige beteten. Dies war sehr beeindruckend zu erleben, denn die meisten von uns kannten die Art und Weise des Betens noch nicht. Direkt an der Synagoge befand sich der dazugehörige Friedhof, auf dem die Grabsteine nicht mit Blumen, sondern mit Steinen geschmückt waren – typisch für die jüdische Tradition.
Teil der Ausstellung im Schindler Museum
Als einer der Höhepunkte des Stadtrundgangs besuchten wir noch einen Ort, an dem der Film „Schindlers Liste“ gedreht wurde. Nach einer etwas längeren Pause, welche die meisten für einen Imbiss nutzten, gingen wir zur ehemaligen Schindler-Fabrik, welche zum Museum umgebaut wurde. In dieser erfuhren wir einiges über das jüdische Leben vor und während der Besatzung Polens durch die Deutschen. Einer der besonders beeindruckenden Räume war jener, in dem die Mauer des ehemaligen jüdischen Ghettos nachgebildet war. Hier hatte man sofort ein beklemmendes Gefühl. Sehr schockierend war auch der Nachbau eines kleinen Kellers, in dem über mehrere Jahre mehr als acht Menschen versteckt leben mussten. Wir versuchten diese Situation nachzustellen, doch wir passten kaum zu fünft in diesen beengenden Raum. Wie die Menschen dies nur überstehen konnten, bleibt unbegreiflich, denn selbst das Atmen fiel uns dort schwer.
Auch dieser Ort hinterließ bei uns tiefe Spuren und Entsetzen und wieder übertraf das Erlebte unsere Vorstellungen bei weitem. Deshalb tat das spätere gemeinsame Essen uns allen gut. Wir trafen wir uns in einem polnischen Restaurant und probierten die einheimische Küche, bestehend aus einer Suppe und gefüllten Teigtaschen, den sogenannten Pierogis. Vielen von uns, die zuerst misstrauisch waren, schmeckten die Spezialitäten dann doch. Obwohl der Tag schon sehr anstrengend für uns alle war, ließen wir natürlich das Versprechen unserer Lehrer nicht verfallen und besuchten gemeinsam eine Karaoke-Bar, in der bis dahin unentdeckte Talente zum Vorschein kamen.
Am Freitagmorgen traten wir dann die Heimreise mit vielen teilweise noch unverdauten Bildern im Kopf, neuen Erkenntnissen über die Zeit des Nationalsozialismus, aber auch zahlreichen schönen Erlebnissen an. Die Studienfahrt nach Polen werden wir deshalb nicht vergessen.
(Yannick Höffner, Christian Hering und Charlotte Schuldes; 11.11.2019/BC)
Schüler des Elisabeth-Gymnasiums Eisenach stellen sich immer wieder ein und dieselbe Frage: Warum?
Freitag, 28.09.2018: Ehemaliges Konzentrationslager Auschwitz
Die Antwort auf diese Frage zu finden, scheint schwer. Je öfter man sie sich stellt, umso schwieriger scheint die Antwortsuche. Dies musste auch die elfte Klassenstufe des Elisabeth-Gymnasiums Eisenach feststellen. Die diesjährige Studienfahrt führte einen Teil der Klassenstufe unter anderem an den Ort, an dem sich das Unmenschliche auf menschlichem Boden abspielte. Zum wiederholten Mal wählten einige Schüler Krakau als Ort ihrer Studienreise. Eine Reise, die sie noch lange beschäftigen wird, da sie Seiten unseres Wesens hervorbringt, die wir selbst nur schwer für möglich halten.
Montag, 24.09.2018, Eisenach, 5 Uhr morgens. Neununddreißig ermüdete Gesichter steigen in den Bus, der sie nach mehreren kurzen und einer längeren Pause in Breslau nach Krakau bringt. Verschlafen, in Träumen versunken. Eine straffe Woche liegt vor ihnen. Eine Woche, die ein schweres Ziel mit sich führt: Der Besuch des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz. Zur Vorbereitung wird unter anderem der Film „Schindlers Liste“ gezeigt. Dazugehörige Aufgaben werden erledigt, das Thema der Studienreise verinnerlicht.
Zwölf Stunden später erreicht die Reisegruppe ihr langersehntes Ziel. Ihren ersten freien Abend nutzen die Schüler ausgiebig zur Erkundung der Stadt. Die kleinen Geschäfte, der riesige Marktplatz, die Lichter der Nacht. Ein jeder ist angetan von der ihnen gebotenen Schönheit Krakaus.
Der darauffolgende Tag beginnt mit der Erkundung des jüdischen Viertel Kazimierz, welches als Drehort für „Schindlers Liste“ diente. Nach der Führung verstreuen sich die Schüler erneut, um Krakau von seiner ganz eigenen Seite kennenzulernen.
„Auf den Spuren von Oskar Schindler“ heißt es am Mittwoch, dem 26.09.18. Mit dem Besuch des Krakauer Ghettos Podgorze und des Schindler-Museums Krakau wird den Schülern die Geschichte jenes Mannes nähergebracht, der einst über eintausend Juden das Leben rettete. Ein typisch polnisches Abendessen beendet diesen Tag, an dem noch einmal deutlich wurde, weshalb sich die Schüler auf diese Reise begeben hatten. Weitere Führungen durch das Arbeiterviertel Nowa Huta und die Universität Collegium Maius Jagellon, der zweitältesten Universität Europas nach Prag, schließen den praktischen Aufenthalt in Krakau ab.
Am nächsten Tag führte uns die Reise in das ehemalige Konzentrationslager Auschwitz. Bei Sonnenschein und Temperaturprognosen, die einen wunderschönen Tag versprechen, steigen wir aus dem Bus. Ein Wetter, das überhaupt nicht zu diesem Ort zu passen scheint und das alles, was hier erfahren und sehen, noch unwirklicher macht. Schon beim Gang durch das Eingangstor schaudert allen, auch wegen der bedrückenden Stille, die hier trotz vieler Besuchergruppen herrscht. Die Berichte, die Ausstellungsgegenstände, die Unmittelbarkeit erloschenen Lebens berührt alle. Nach drei Stunden fahren wir nach Auschwitz- Birkenau, dem größten Vernichtungslager der Nationalsozialisten. Auch hier erwarten uns unfassbare Bilder und Geschichten. Die Schüler der elften Klassenstufe des Elisabeth-Gymnasiums Eisenach und drei Lehrer stehen im Kreis, versammelt um einen Gedenkstein, jeder von ihnen mit einem Spruch auf den Lippen, der zum aktuellen Geschehen: zu Ehren der Toten oder wider das Vergessen passt. Die Lehrerin legt eine weiße Rose nieder. Ein tiefes Schweigen bricht ein. Tränen fließen. Unwirklich scheint die Vorstellung mit eigenen Füßen den Boden zu berühren, auf dem damals das Unmenschliche geschah. Tausend Gedanken schwirren durch die Köpfe, doch einer vereint sie alle. Die Frage nach dem „Warum?“. Selbst an diesem Ort scheint die Frage unlösbar. Fest steht jedoch, dass an diesem Ort die Erinnerung, die Akzeptanz und der Zusammenhalt einen unschätzbaren Wert erhalten. All diese Gedanken zeigen deutlich: Jeder Mensch wird in eine Nationalität, eine Religion hineingeboren. Vieles im Leben ist beeinflussbar, dies jedoch nicht. Sei es Schicksal, ein feststehender Plan. Trotz aller Religionen, aller Nationalitäten, schlussendlich vereint uns alle eine ganz entscheidende Tatsache:
Wir sind alle Menschen. Nicht mehr und nicht weniger.
Exkursion in die Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald
Am 8.12.2017 machten wir, die Klasse 9LF des Elisabeth- Gymnasiums, uns auf den Weg Richtung Weimar. Im Rahmen des Geschichtsunterrichts besuchten wir die Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald. Vor Ort angekommen, wurden wir vom fachkundigen Personal der Gedenkstätte in Empfang genommen.
Zum Einstieg in den Thementag wurden uns viele Fotos gezeigt. Jeder durfte über das ausgewählte Bild reden und den Bezug herstellen, den es für ihn mit dem KZ Buchenwald hat. So wurden mitgebrachte Kenntnisse ausgetauscht und Erwartungen und Fragen aufgenommen. In einem anschließenden Rudgang gab es an speziell ausgewählten Orten (z.B. Bunker, Appellplatz, Krematorium) Vorträge zu diesen Themen. Auf diese einzelnen Vorträge hatten wir uns in Gruppen zu Hause vorbereitet. So vermittelten wir uns gegenseitig einen Einblick in das grausame Lagerleben. Im Anschluss berichten ehemalige Häftlinge des KZ Buchenwald in einem Film über ihr Leben und ihre Erfahrungen. Auf diese Weise wurde uns die Geschhichte aus dem eigenen Erleben nahe gebracht- eine beeindruckende Erfahrung.
Den Abschluss dieses geschichtsträchtigen Tages bildete die Zeit am Mahnmahl für die Häftlinge des Konzentrationslagers. Der Mittelteil der Metallplatte, in die das Akronym "K.L.B." sowie die Namen von über 50 Nationen und Opfergruppen eingraviert sind, wird auf die menschliche Körpertemperatur von 37 Grad erwärmt.
An diesem Gedenkzeichen verlas jeder Schüler einen Spruch des Erinnerns.
Mit diesen beeindruckenden Minuten des Ehrens und Gedenkens ging ein unvergesslicher Tag der Geschichte zu Ende.
Wir haben an diesem Tag erfahren, zu welchen Grausamkeiten der Mensch in der Lage ist, wie Verbrechen beginnen. Wir bekamen Informationen über menschliche Vorurteile, Fremdenfeindlichkeit und teilnahmsloses Hinwegsehen. Und mit dem Wissen sollen wir die heutige Zeit erforschen und verstehen.
Pierre Sudreau (Überlebender des KZ Buchenwald) sagte:
"Ich bin in den Lagern ein Europäer geworden."
Diese nationenübergreifende Solidarität und Freundschaft kann uns heute ein wertvolles Beispiel sein.
-Von Dorit Mauersberger, Klasse 9 LF-